Vortrag (+ Workshop) von Andreas Hechler:
"Von der Freiheit, kein Junge sein zu müssen"
Autoritäre Männlichkeiten fantasieren von einer „Machtergreifung der Frau“, schimpfen über „Umerziehungsaktionen“ der „Genderisten“ und grenzen sich von einer „Vertuntung der Männerwelt“ ab. Anstelle des „Auto-Enttesteronisierungsprozesses“ des „hodenlosen und wehrlosen Manns“ wird eine „Reconquista maskuliner Ideale“ inklusive Faustrecht und Selbstjustiz beschworen. Gelöst werden soll sich von den Fesseln einer angeblich weiblichen Gesellschaft, glorifiziert wird in der Folge Virilität, Härte, Stärke und der Kampf gegen alles Schwache, ergo: Schwule, Trans*, Frauen, Weiblichkeit, Metrosexualität etc. pp. Feindbilder gibt es in diesen Kreisen mehr als genug.
Der rasende Männlichkeitsfetisch rechter Akteur_innen und der damit einhergehende Maskulinisierungs- und Resouveränisierungsdiskurs folgt einem identitären wie ordnungspolitischem Bedürfnis in immer prekärer werdenden Lebenslagen und ist in spezifischer Weise mit Rassismus, Antisemitismus und Überlegenheitsimperativen verknüpft. Mit dem Rückgriff auf Gene, Hormone und Gehirne wird nicht nur Identitätsverlustangst abgewehrt, sondern gesellschaftliche Freiheit schlechthin bekämpft. Geordnet werden soll die ganze Gesellschaft entlang dieses Männlichkeitswahns.
Dies bleibt nicht folgenlos für Kinder und Jugendliche. Was heißt das für Pädagogik allgemein, was heißt das für die pädagogische Arbeit mit Jungen*, was heißt es für die pädagogische Arbeit mit Mädchen* und anderen Geschlechtern? Wie kann all die Wut und der Hass produktiv genutzt werden?